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In Norwegen bieten sich besonders drei Standorte für den Sommerkurs an:
Zahlreiche Volkshochschulen und andere Institutionen haben Angebote, welche durchaus als Sprachmodul 5 zählen können. Das gleiche gilt für Praktika oder andere Arbeitseinsätze. Hier gilt: Vor dem Aufenthalt in Rücksprache mit der Studienfachberatung abklären, ob die Kriterien für ein Sprachmodul 5 erfüllt werden oder nicht.
Sommerkurs Universitet i Bergen 2015
Wie verbringen durch und durch durchschnittliche Studierende die Sommerferien? Was fangen sie mit der unterrichtsfreien Zeit an, mit all den Wochen vor dem erneuten Semesterbeginn? Ergibt es nicht viel Sinn, auszuspannen, abzuschalten, mal eine Zeit lang nicht denken müssen, vielleicht sogar in die Ferien zu fahren und mit der langersehnten Backpackingreise in China oder dem Strandurlaub am Mittelmeer all die Sorgen und Pflichten der Uni vergessen?
Ja, das tut es.
Wer würde sich da schon freiwillig Ende Juni in den Norden begeben, um 5 Stunden am Tag das zu tun, wovor die Meisten Universitätsgänger/innen ganze 2 Monate Ruhe brauchen? Vokabeln büffeln, Aufsätze schreiben, Vorträge halten, im Vorlesungssaal Notizen nehmen. Und das alles in einer Stadt wo T-Shirt und kurze Hosen nicht unbedingt zum Alltagsoutfit gehören, weder im Juli noch sonst irgendwann.
Ein solcher Gedanke schlich sich schon ein paar Mal in meinen Kopf, während ich meine sieben (Regen-)Sachen packte und mich auf den Norwegisch-Sommerkurs in Bergen vorbereitete.
Doch zum Glück wussten ich und noch ca 50 andere Kursteilnehmer es dann doch besser, verdrängten alles Verlangen nach Strand und Wärme und machten uns auf in die Hansastadt an der Westküste Norwegens, um „skikkelig norsk“ zu lernen. Eins vorweg: bereut hat das sicher niemand.
Meine Ankunft um 1 Uhr nachts hätte mir ja fast einen teuren Taxitrip zum Wohnheim beschert, wenn nicht Atle Kristiansen, seit Jahren die treibende Kraft hinter dem Sommerkurs, kurzerhand beschlossen hätte, mich mit Auto abzuholen. Zusammen mit einer anderen Teilnehmerin, welche bis zu meiner Ankunft auf ihr Gepäck warten musste (verloren in Oslo?), fuhr er mich zur Unterkunft. Im Auto kratzte ich dann zusammen, was ich an gesprochenem Norwegisch konnte: und ich gebe es gerne zu, es war nicht viel. Meine Kenntnisse beschränkten sich mehrheitlich aufs Lesen und Verstehen. Passiv, nicht aktiv, beherrschte ich die Sprache, und nicht selten musste ich auf ein englisches oder deutsches Wort zurückgreifen. Das kann ja heiter werden, dachte ich mir.
Ich hatte ja keine Ahnung dass die nächsten vier Wochen wahre Wunder bewirken würden.
Nicht dass das alles wie von selbst gegangen wäre: Es bedurfte ja schon einiges Einsatzes (richtige Konstruktion mit Genitiv?) meinerseits. Der Stundenplan war vollgepackt: 3 Stunden Grammatik und Redetraining am Vormittag, 2 Stunden Vorlesung über norwegische Kultur, Kunst, Geschichte oder korrekte Aussprache am Nachmittag. Doch wir bekamen alle so viel, viel mehr als „nur“ Unterricht: Ausflüge in die norwegische Berglandschaft, Stadtwanderungen, Museumsbesuche, Grillabende, Kino, Konzert – und, wohl das aller wunderbarste am Ganzen: fantastische Leute.
Wenn man vier Wochen den gleichen Stundenplan hat, die gleichen Aufgaben, das gleiche Zuhause, tja, dann kann man gar nicht anders, als zu einer grossen Familie zusammenzuwachsen. Man unternimmt gezwungenermassen noch viel mehr zusammen, ausserhalb des regulären Unterrichts, trinkt mal gemeinsam ein Bier, geht als Gruppe an Veranstaltungen in der Stadt – und ehe man sich’s versieht hat man Freunde fürs Leben gefunden – und das Beste: Norwegisch funktioniert als Lingua Franca, es ist der gemeinsame Nenner, das grosse Etwas, das man teilt: dass man seine Ferien freiwillig für das Lernen einer Sprache nutzt.
Etwas, dass sicher länger hält als die Sommerbräune vom valenzianischen Strand.